Vernetzte Aufzüge verbessern die Zugänglichkeit für Blinde

Die Navigation durch ein unbekanntes Gebäude kann sich für jeden von uns schwierig gestalten. Für jemanden, der blind oder eingeschränkt sehfähig ist, kann es aber wirklich verwirrend sein. In einem Berufsausbildungszentrum in Würzburg, Deutschland, gibt die Anbindung der Navigations-App BlindSquare an eine KONE Aufzugs-API sehbehinderten Schülern mehr Unabhängigkeit.

20. April 2020

Man würde es von außen nicht erkennen, aber das Berufsförderungswerk Würzburg, oder BFW Würzburg, wie es auch genannt wird, hat etwas Einzigartiges. Die niedrigen Gebäude auf dem Campus des Bildungszentrums sehen aus wie alle anderen in der Gegend. Ein Ort, der vor allem für seine birnenförmigen Weinflaschen und die mit Weinbergen bedeckten Hügel, aus denen er gewonnen wird, bekannt ist. Doch das Ausbildungszentrum für blinde und sehbehinderte Erwachsene ist etwas ganz Besonderes. Es ist eines der ersten in Deutschland, das dank einer Partnerschaft, die die Smartphone-Wegweiser-App BlindSquare in den KONE-Aufzug integriert, vollständig zugänglich ist.

Student activity in front of the BFW Würzburg building entrance.

BlindSquare enthält Daten aus Open Street Map und Foursquare, um blinden und sehbehinderten Menschen den Weg durch die Welt zu erleichtern. Die App, die die GPS-Technologie (Global Positioning System) nutzt und den Benutzern akustische Hinweise gibt, zeigt den Weg, den eine Person nehmen könnte und beschreibt die Umgebung, um den Menschen bei der Orientierung zu helfen. Dies erleichtert blinden und sehbehinderten Menschen das Zurechtfinden in unbekannten Gebieten.

Aber während BlindSquare einen großen Teil der Außenwelt abbilden konnte, ist es in Gebäuden selbst schwieriger. Für viele Nutzer der App endet die von BlindSquare angebotene Unterstützung im Empfangsbereich. Aufzüge in unbekannten Gebäuden stellen Menschen mit Sehbehinderungen vor ganz besondere Herausforderungen. Schon das Auffinden kann knifflig sein und solange die Aufzüge nicht sprechen, ist es schwierig herauszufinden, wie sie funktionieren, wann man aussteigen und wohin man gehen muss, wenn man es bis zum gewünschten Stockwerk geschafft hat.

Navigieren in Gebäuden

"Ich bin immer an technologischen Lösungen für unabhängige Bewegung interessiert", sagt Hellmuth Platz, Orientierungs- und Mobilitätsspezialist beim BFW Würzburg. Seit fast acht Jahren nutzt er BlindSquare, um Schülerinnen und Schülern beizubringen, wie sie sich im Freien zurechtfinden.

Außerdem hat er mit BlindSquare zusammengearbeitet, um die App zum Nutzen der 220 Studenten des Instituts, von denen viele auf dem Campus leben, ins Haus zu holen. Nachdem die Installation der Bluetooth-Ortskennungssignale abgeschlossen war, sagt Platz: "Der nächste logische Schritt für uns war die Integration in den Aufzug."

Hellmuth Platz, orientation and mobility specialist at BFW Würzburg

Ermöglicht wurde dies durch Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) im Aufzug, die sichere Interaktionen zwischen verschiedenen digitalen Anwendungen - wie der BlindSquare-App und dem Aufzugssteuerungssystem - ermöglichen, sodass diese zusammenarbeiten können. Dank der Integration ist die BlindSquare-App des BFW Würzburg in der Lage, blinde und sehbehinderte Menschen mit Hilfe von Smartphone-Sprachansagen selbstständig und sicher zwischen den Stockwerken zu navigieren.

Für ein einwandfreies Funktionieren des Systems war ein stabiles Signal im gesamten Gebäude erforderlich. Platz machte sich auch viele Gedanken darüber, welche Art von Informationen Blinde und Sehbehinderte beim Verlassen des Aufzugs in den einzelnen Stockwerken erwarten. "Zum Beispiel, dass die Verwaltung auf der linken und die Empfangsdame auf der rechten Seite ist."

Plug and Play

Zugänglichkeit ist ein Eckpfeiler des Geschäfts von KONE. Die neue Technologie bietet in diesem Bereich neue Möglichkeiten.

"Die Integration ist eigentlich ein ziemlich einfacher Prozess, der bei neuen KONE Aufzügen standardmäßig verfügbar ist und bei vielen älteren Modellen nachgerüstet werden kann", sagt Matthias Meiner, Produktmanager für Modernisierung bei KONE Deutschland.

"Es ist einfach, BlindSquare in eine bestehende KONE API zu integrieren, sodass die App den Aufzug für den Benutzer rufen und ihm sagen kann, wohin er fahren soll. Einmal integriert, kümmert sich KONE um alles, einschließlich der sicheren Verbindung zur Cloud.

A woman who is blind exiting an elevator using the Blindsquare application on her mobile phone and her white cane.

In Sachen Platz liegt der Wert der Integration in der zugänglichen Umgebung, die sie schafft und die es blinden oder sehbehinderten Menschen ermöglicht, ohne einen Begleiter von A nach B zu gelangen.

"Eine blinde Person hat mir einmal gesagt, dass die Erfindung des Smartphones genauso wichtig ist wie die Brailleschrift", sagt Platz, der ein großer Verfechter der Technologie ist, um Unabhängigkeit und soziale Integration zu fördern. Er hofft, dass KONE die integrierte Technologie zusammen mit BlindSquare und mit denjenigen, die das System nutzen, weiterentwickeln und verbessern wird.

Meiner hofft seinerseits, dass mehr Gebäudeeigentümer über diesen Aspekt der Zugänglichkeit nachdenken werden: "Es liegt wirklich an den Gebäudeeigentümern, die die Vision haben, dazu beizutragen, das Leben blinder Menschen zu erleichtern".

Über BlindSquare

Blindsquare logo

Seit 2012 hat BlindSquare mit preisgekrönten Wegpunkt-Navigationsinformationen für Blinde, Taubblinde und Sehbehinderte führend und innovativ gearbeitet. BlindSquare hat über 60.000 Nutzer, die mehr als 2300 Städte in mehr als 180 Ländern abdecken. BlindSquare ist bekannt für seine Integrationen, die einen immer breiteren Zugang zu Informationen und Reisehilfen ermöglichen und die Dunkelheit durch Informationen ersetzen.

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